Die Schulzeit eines Schuhmachers

Name: Herr F.
Geburtsdatum: 30.8.1919
Alter: 80 Jahre

Was waren oder sind sie von Beruf?
Ich bin von Beruf Schuhmacher.

Waren sie das früher auch?
Ich habe Schumacher gelernt, bin Schuhmacher geblieben, nur während dem ganzen zweitem Weltkrieg war ich Soldat.

Hatten sie eine Schuluniform?
Schuluniform hatten wir nicht. Das gab es in Schüttorf überhaupt nicht. In der Mittelschule, das waren die Schüler vom: fünften bis zum elftem Schuljahr das heißt, 6 Jahre war man in der Mittelschule. Die hatten eine Mütze. Eine Schulmütze. Jede Klasse eine andere Farbe. Wer sitzen blieb, das war nicht so schön den er musste zwei Jahre mit der selben Mütze laufen.

Waren sie den in der Mittelschule?
Nein. In der Mittelschule war ich nicht.

Gab es Mädchen in der Klasse?
Es gab Mädchen in der Klasse ja. Die Mädchen saßen auf der rechten Seite, die Jungen auf der linken. Die Bänke, das waren zwei Bänke, da konnten drei drauf sitzen.

Das heißt Mädchen und Jungen konnten nicht zusammen sitzen?
Nein, das gab es nicht.

Wie alt waren sie bei der Einschulung?
Es war so: Der Jahrgang vor mir hatte wenig Schüler also bin ich mit fünf in die Schule gekommen. Normal mit sechs Jahren aber dafür bin ich dann mit 13 entlassen worden.

Gab es vor der Schule Kindergarten?
Ja in Schüttorf gab es Kindergarten, sehr früh schon seid:1866. das ist wohl eine der Spitzen in ganz Deutschland, das kam daher, weil die Firma Schlicker und Söhne Spinnerinnen brauchte und die Hausfrauen gingen dann um Geld zu verdienen, das war nicht sehr hoch aber sie gingen in die Spinnerei und weil dann die Kinder ganz anleine waren, gab es einen Kindergarten oder einen Spielgarten im Rathaus wo jetzt der Rathaussaal ist das war damals mehr ein Heuboden aber die Kinder haben dann das Archiv von Schüttorf angeboten bekommen somit hat Schüttorf dann kaum alte Uhrkunden.

Gab es Schultüten oder kleine Geschenke zur Einschulung?
Das wohl nicht. Schultüten habe ich nicht gesehen 1925 als ich eingeschult wurde, das war kurz nach der Geldentwertung vom ersten Weltkrieg, wenn man dann ein Apfel oder ein Ei bekam, das war auch gut. Tüten, Schultüten und so gab es nicht.

Gab es Schulpflicht?
Schulpflicht war natürlich in ganz Deutschland und wir gehörte zu Preußen und in Preußen besonders

Wie groß waren die Klassen?
Das war auch ganz verschieden. Es gab Klassen die gut 20 Schüler hatten also ein Jahrgang die von 1918 meinetwegen die hatten ganz wenig Schüler und es gab dann vom Jahr 1920 21, 80, 85 Schüler in einer Klasse. Das war dann nicht einfach für den Lehrer.

Das heißt, es waren nicht mehrere Jahrgänge zusammen?
Nein. Das nicht.

Welche Fächer gab es?
Wir fingen morgens an, wenn der Lehrer rein kam, dann mußten wir aufstehen und dann sagten wir: Guten Morgen Herr Lehrer. Und dann sagt er: Guten Morgen Kinder. Und dann das erste war, das Schulgebet und dann wurde ein Koral gesungen ein Kirchenlied. Dann mußten wir uns setzen. Dann ging das los die erste Stunde: Religion. Die zweite Stunde Deutsch und die anderen Fächer: Rechnen, Raumlehre, Musik, Turnen, Spielnachmittage,
Malen, die Mädchen hatten Handarbeiten und in den letzten beiden Jahren in der Volksschule mußten die Mädchen in die Küche und da kochen lernen.

Wie viele Jahre ist man zur Schule gegangen?
Die Volksschule hatte acht Jahre Schulpflicht wer weiter lernen wollte der mußte dann bis zum Abitur.

Zur welcher Schule sind sie gegangen?
Zur evangelischen Volksschule in Schüttorf. Das ist die Kirchschule aber auch die Schevelschule. Die ersten vier Jahre ging man zur Schevelschule dann gingen die die zur Mittelschule und zum Gymnasium wollten, die gingen dann weg und somit zur Kirchschule.

Gab es Schulgeld oder Brennstoff?
Schulgeld? Nein. Schulgeld brauchten wir nicht bezahlen. Brennstoff, das bezahlte die Stadt. In der Schevelschule waren große Öfen, die jeden morgen durch einer Wärterin angezündet wurden und dann war es da warm und in der Kirchschule wo die älteren waren von 10-14 Jahren, da war Zentralheizung.

Hatten sie schon Papier oder schrieben sie noch auf Tafeln?
Das erste Jahr schrieben wir noch auf Tafeln das zweite Jahr nur hin und wieder auf der Tafel sonnst schrieben wir in Hefte.

Haben sie in der Schule Fremdsprachen gelernt?
In der Volksschule wurden keine Fremdsprachen angeboten.

Was haben sie im Geschichtsunterricht gelernt?
Deutsche Geschichte und zwar vom Jahre neun an das war die Härmahnsschlacht damit fingen wir an während in den höheren Schulen auch die Römische und Grieschiche Geschichte gelernt haben. Wir haben nur die Deutsche Geschichte vom Jahre neun bis zum Jahre 1933 gelernt.

Was war ihr Lieblinsfach?
Geschichte weil mich das interessiert hatte. Alles was in Deutschland gewesen ist: Die Befreiungs Kriege und Napoleon und so weiter.

Wie viele Stunden am Tag waren sie in der Schule?
Wir waren meistens vier bis sechs Stunden. Das heißt vier Stunden vormittags im Winter von acht bis elf und im Sommer von sieben bis zwölf. Und dann nachmittags auch noch ein paar Stunden aber mittwochs und samstags nachmittag nicht.

1 Antwort to “Die Schulzeit eines Schuhmachers”


  1. 1 Lena 8. Mai 2020 um 5:04 pm

    Hi!
    Kleine Korrektur: Die Schlacht auf die sich Herr F. bezieht wird „Hermannschlacht“ geschrieben, gemeint ist die Varusschlacht um 9 n.Chr.!
    Die Römer wurden hier von Germanen besiegt. Der Anführer der Germanen hieß eigentlich Arminius, wurde aber ungefähr im 18. Jahrhundert in Deutschland zu Hermann umbenannt. Die Schlacht bzw. der Mythos um die Schlacht wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder für verschiedene Propaganda genutzt, so auch im 3.Reich. (mehr Informationen über die Schlacht und vieles mehr bietet die Seite des zugehörigen Museums in Kalkriese: https://www.kalkriese-varusschlacht.de/)
    Coole Idee, eure Seite 🙂


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